Februar 2023

Arzneimittelversorgung langfristig denken

Arzneimittelversorgung langfristig denken

In der Apotheke zu stehen und ein dringend benötigtes Medikament – zum Beispiel ein unverzichtbares Antibiotikum im akuten Krankheitsfall oder eine überlebenswichtige Dauermedikation – nicht zu bekommen, ist eine schwierige Situation. Genau das passiert aber gerade in Deutschland – denn viele Arzneimittel sind und waren in den letzten Monaten nicht lieferbar.

Für Ralf Reinstädtler und Rainer Lunk, die beiden Verwaltungsratsvorsitzenden der IKK Südwest, eine unhaltbare Situation. Doch komplexe Themen wie Lieferengpässe bei Medikamenten bedürfen langfristigen Handelns – kurzfristige Lösungen sind nur schwer zu finden. „Wir benötigen eine strategische Herangehensweise, um die zukünftige Verfügbarkeit von Arzneimitteln zu verbessern“, erläutert Lunk. „Aktuell ist die Produktion sehr stark im Ausland gebündelt, etwa in Indien oder China, was die Versorgung störanfällig macht. Hier sollte unter Einbezug des EU-Auslands diversifiziert werden, auch wenn dies keine Garantie dafür ist, dass Lieferengpässe dauerhaft vermieden werden können.“

Auch das Aussetzen der Festbeträge für Kinderarzneimittel greift laut Lunk allenfalls kurzfristig. „Diese verkappte Kostenerhöhung für das deutsche Gesundheitssystem halte ich dauerhaft nicht für sinnvoll. Denn auch wenn Pharmaunternehmen höhere Preise verlangen können, ist keineswegs sicher, dass dies die Produktion ankurbelt oder für den Standort Deutschland größere Kontingente bereitgestellt werden.“

Rainer Lunk

Ralf Reinstädtler

Für Ralf Reinstädtler ist klar: Zusätzliche Belastungen für Versicherte müssen unbedingt vermieden werden. „Für all diejenigen, die aktuell Medikamente benötigen, sie aber nicht erhalten, ist die Situation be-reits schwer genug“, konstatiert Reinstädtler. „Auch wenn Importarzneimittel oder durch Apotheken hergestellte patientenindividuelle Rezepturen teurer sind, müssen die Kosten für Versicherte gleich bleiben. Die IKK Südwest übernimmt daher die Kosten für Einzelimporte aus dem Ausland für Fieber- und Schmerzsäfte sowie für Antibiotika. Auch die Herstellung von patientenindividuellen Rezepturen für die Apotheken wird erleichtert.“

Für die Zukunft setzt Reinstädtler auf die Einführung eines Frühwarnsystems. „Die Hersteller wären dann verpflichtet, Lieferengpässe frühzeitig zu melden, was es uns möglich macht, schneller zu reagieren. In anderen Ländern ist das bereits üblich – es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, warum ein Frühwarnsystem nicht auch bei uns eingeführt werden sollte.“

Zum Verantwortungsbereich des Verwaltungsrats gehören auch die Vorstandsverträge. Die darin enthaltenen Gehälter veröffentlichen wir gern im Sinne des Transparenzgedankens. Für das Jahr 2022 ergeben sich folgende Vergütungselemente:

Prof. Dr. Jörg Loth:
Bruttojahresvergütung einschl. Beitrag zur betrieblichen Altersversorgung: 198.190,85 Euro
Nutzung Dienstwagen: 8.952,00 Euro

Daniel Schilling:
Bruttojahresvergütung einschl. Beitrag zur betrieblichen Altersversorgung: 197.164,58 Euro
Nutzung Dienstwagen: 8.613,00 Euro

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