
Gewusst, wie
Familie Fricke spricht über das Thema „Organspende“
Vor ein paar Tagen fand an Lenis Schule ein Organspendetag der IKK Südwest statt. Im Vorfeld hatte Leni darüber auch mit ihrer Familie gesprochen, wobei viele Fragen aufgekommen sind. Wie gut, dass sie die Fragen beim Organspendetag Experten wie Privatdozentin Dr. med. Ana Paula Barreiros von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) stellen konnte.

PD Dr. med. Ana Paula Barreiros ist Dozentin und Geschäftsführende Ärztin der Region Mitte der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Als Expertin unterstützt sie bereits seit Jahren die Organspendetage der IKK Südwest.

Was ist eigentlich Organspende?
Organspende bedeutet, dass Organe wie das Herz oder die Nieren einem Menschen nach seinem Tod entnommen und einem anderen Menschen, der schwer krank ist und dessen eigenes Organ nicht mehr richtig arbeitet, verpflanzt werden können. Das kranke Organ wird also durch das gesunde Organ eines anderen Menschen ersetzt. Organspenden können auf diese Weise viele Menschenleben retten.

Darf jeder Organe spenden?
Jeder Mensch ab 16 Jahren darf selbst bestimmen, ob er nach dem Tod ein oder mehrere Organe spenden möchte. Mit 14 Jahren ist es bereits erlaubt zu widersprechen. Wenn man seine Organe spenden möchte, hält man das am besten in einem Organspendeausweis fest. Gibt es keine schriftliche Einwilligung, wird die Familie um eine Entscheidung gebeten, die dann überlegt, was der Verstorbene gewollt hätte. Im Vordergrund soll hierbei der Wille des Verstorbenen stehen.

Wie genau funktioniert eine Organspende?
Wenn die Voraussetzungen für eine Organspende erfüllt sind, wird der Verstorbene genau untersucht, denn die gespendeten Organe müssen „gesund“ sein, vor allem keine unerkannte Erkrankung wie Krebs in sich tragen, und zum Körper des Organempfängers passen. Die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung sowie weitere wichtige Informationen zum Organspender werden an die Vermittlungsstelle Eurotransplant gesendet. Dort wird der am besten passende Empfänger gesucht. Gespendete Organe bekommen immer diejenigen Patienten, die besonders dringend ein neues Organ benötigen. Steht fest, wer die gespendeten Organe bekommt, werden diese entnommen, per Auto, Flugzeug oder Helikopter zu den Organempfängern transportiert und transplantiert. Gespendet werden können nicht nur Organe wie Herz, Niere, Leber, Lunge, Darm und Bauchspeicheldrüse, sondern auch sogenannte Gewebe, etwa Augenhornhäute.
Ein Organ zu Lebzeiten zu spenden, ist nur bei wenigen Organen möglich, zum Beispiel bei der Niere. Normalerweise hat ein Mensch zwei Nieren und kann deshalb in bestimmten Fällen eine Niere spenden. Für solche Lebendspenden gibt es ebenfalls festgelegte Regeln, um vor allem sicherzustellen, dass die Spende freiwillig ist. Die meisten Organe werden aber nach dem Tod gespendet (postmortale Organspende).

Ist das auch ganz sicher?
Eine Organspende darf nur stattfinden, wenn feststeht, dass die Person wirklich tot ist. Dies ist der Fall, wenn der Hirntod eindeutig festgestellt wurde und zwar von zwei Fachärzten unabhängig voneinander und nach den Richtlinien der Bundesärztekammer. Dabei gibt es sehr strenge Regeln, die für ganz Deutschland gelten und unbedingt eingehalten werden müssen. Dies wird mehrfach bei der Todesfeststellung kontrolliert und genau dokumentiert. Zuvor tun die Ärzte alles, um das Leben des Patienten zu retten. Manchmal kann dem Menschen trotz aller Bemühungen nicht mehr geholfen werden und es kommt zur Entwicklung eines unumkehrbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Kreislauf und Atmung werden dann nur noch künstlich durch Beatmung und Medikamente aufrechterhalten. Nur bei dieser kleinen Gruppe von auf der Intensivstation Verstorbenen in Deutschland stellt sich überhaupt die Frage einer Organspende.

Darf man auch in höherem Alter noch Organe spenden?
Ja, eine Organspende ist in jedem Alter möglich. Entscheidend ist dabei, wie gesund der Spender ist, was nur bedingt vom Alter abhängt. Die bisher älteste Organspenderin Deutschlands war 98 Jahre alt, als ihre Leber entnommen und erfolgreich transplantiert wurde.

Und was macht man jetzt, wenn man seine Organe spenden will?
Die Bereitschaft zur Organspende einfach in einem Organspendeausweis eintragen – auch wer schon älter ist, kann jederzeit noch einen Organspendeausweis ausfüllen. Den Organspendeausweis gibt es in vielen Hausarztpraxen zum Mitnehmen, zudem kann er online bestellt und kostenfrei zugeschickt werden. Ganz wichtig ist aber auch, seinen Wunsch mit seiner Familie oder den engsten Freunden zu besprechen, damit diese auch wissen, was man sich für sich selbst wünscht.

Die Organspendetage der IKK Südwest

Mit unseren Organspendetagen möchten wir für mehr Aufklärung rund um dieses schwierige Thema sorgen. Die Veranstaltungen finden meist in weiterführenden Schulen statt, wo die Schüler mit Experten und Betroffenen reden und ihre Fragen loswerden können. Ziel ist es, die Schüler so zu informieren, dass sie eine fundierte Entscheidung zur Organspende treffen können. Und wenn sie diese Entscheidung auch mit Familie und Freunden diskutieren, freut uns das besonders – denn das Thema „Organspende“ braucht unbedingt mehr Beachtung.