Februar 2024

„Ernährung muss einfach sein und vor allem Spaß machen!“

„Ernährung muss einfach sein und vor allem Spaß machen!“

Dr. Anne Fleck: Krankhaftes Übergewicht ist in der Tat ein Problem, das gesamtgesellschaftlich immer größere Dimensionen einnimmt. Leider werden die Gefahren, die schlechte Ernährungsgewohnheiten, Bewegungs- und Schlafmangel mit sich bringen, zu oft verkannt oder verdrängt. Aber nicht nur die klassisch Übergewichtigen sind in Gefahr, sondern auch die Gruppe der „dünnen Dicken“, der sogenannten TOFIs, was abgekürzt für „Thin Outside, Fat Inside“ steht. Diese Menschen haben, bedingt durch eine entzündliche Veränderung der Fettzellen aufgrund chronischer Fehlernährung und Bewegungsmangel, die gleichen Krankheitsrisiken wie übergewichtige Menschen. Diese Gruppe macht 30 Prozent der Bundesbürger aus und wird extrem unterschätzt.

Mit der wachsenden Zahl fettleibiger Menschen und der TOFIs steigt auch die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle sowie chronischer Erkrankungen wie Diabetes, Demenz oder Krebs. Besonders gefährlich ist das viszerale Bauchfett, also Fett, das sich um unsere Organe legt, unser Immunsystem schwächt und gefährliche Entzündungsherde mit sich bringt. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Ernährung kann man das böse Bauchfett zum Schmelzen bringen und damit auch den Entzündungsherden wirksam entgegentreten.

Meist genügen schon kleine Stellschrauben, mit denen wir schlechte Gewohnheiten ablegen können. Grundsätzlich sollten wir nur dann den Kühlschrank öffnen, wenn wir echten Hunger verspüren, und sobald wir satt sind, Messer und Gabel entspannt zur Seite legen. Obendrein würde es helfen, wenn wir alle uns frischer, vollwertiger und ausgewogener ernährten. Darmgesunde Kost liefert reichlich Ballaststoffe, Faserstoffe, Vitamine, Mineralien und gesunde Fette wie frisch gepresste Algenöle. Reichlich Gemüse, frische Kräuter und Salat sind allemal besser als fiese Kalorienbomben wie Döner, Pommes, Bockwurst oder Fertigpizza.

Dr. Anne Fleck hatte beim Vortrag im Haus für Kultur und Sport im saarländischen Hülzweiler auch für Hans-Joachim Neumeyer (r.), Bürgermeister der Gemeinde Schwalbach, Patrik Lauer (2. v. l.), Landrat des Landkreises Saarlouis, und Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest, praktische Gesundheitstipps für den Alltag im Gepäck

Niemand muss weniger essen, hungern oder sich vegan ernähren. Wenn die pflanzenbasierte Kost mehr als die Hälfte des Tellers füllt, sind Sie schon auf einem guten Weg. Es gibt so wunderbare, fein schmeckende Gemüsesorten, die Power geben, schlank halten und zugleich ein Freudenfest für unsere Gesundmacher-Darmbakterien sind.

Generell alles, was gut schmeckt und frisch zubereitet ist – mit „ehrlichen“ Lebensmitteln. Aber am liebsten mag ich Gemüsepasta in bunten Variationen, Gerichte mit bitterstoffreichen Lebensmitteln wie Radicchio, Chicorée oder Löwenzahn. Auch einer meiner Favoriten: die mediterrane Küche. Sie schneidet in Studien am besten ab. Frisches Obst wie Beeren oder Melonen schätze ich ebenso, genau wie die Avocado. Die hat eine optimale Fettsäurebilanz, enthält Ballaststoffe sowie viel Vitamin C, E und etwas Vitamin D3. Leider braucht die Pflanze viel Wasser in der Wachstumsphase und weist einen schlechten ökologischen Fußabdruck auf.

Das ist nicht nur nicht gut für unsere Zähne. Zucker, aber auch Süßstoffe, katapultieren unseren Insulinspiegel in die Höhe, bringen Stoffwechsel und Darmflora durcheinander und befeuern Entzündungen im Körper. Aus ernährungsphysiologischer Sicht hat unser Körper keinen Bedarf an Zucker, ein gesunder Anteil an langsam verdaulichen und ballaststoffreichen Lebensmitteln reicht völlig aus.

Die Dosis macht das Gift. Gegen ein gelegentliches Stück Kuchen oder Schokolade ist nichts einzuwenden. Allerdings sollte der Griff in die Süßigkeitenschublade nicht zu einem täglichen Ritual werden. Bonbons und Butterkekse taugen auch nicht als Trostpflaster, um negative Gefühle wie Leere, Langeweile, Stress und Frust zu kompensieren.

Nichts. Allein schon wegen des Jo-Jo-Effekts. Ich kenne viele Menschen, die sich über Jahrzehnte dick gehungert haben, die ihren Körper mit übertriebenen, absurden Diäten stressen und ihren Stoffwechsel ruinieren. Stattdessen mein Rat: Regelmäßig essen, mit Genuss, Freude, gutem Kauen und langen Pausen zwischen Abendessen und Frühstück. Wer dauerhaft gesund bleiben will, sollte lieber langfristig etwas ändern – und auf seinen eigenen Körper hören. Ernährung muss Spaß machen, einfach und alltagstauglich sein und zu den eigenen, individuellen Verträglichkeiten und Vorlieben passen.