Wenn du vor 50.000 oder 60.000 Zuschauern spielst, das ist nicht so einfach. Haben Sie ein konkretes Spiel im Sinn? Eins der Spiele, an die ich mich am liebsten er- innere, war in Kiew gegen Dynamo. Vor 90.000 Zuschauern. Sie spielen auf das UEFA-Pokal-Spiel 1977 an? Genau, wir spielten mit Braunschweig in der ers- ten Runde in Kiew. Bis dahin hatte dort keine deutsche Mannschaft einen Punkt geholt, Bay- ern München hatte dort im Vorjahr verloren. Wir haben ein 1:1 geholt und sind weitergekom- men. Das war eins meiner besten Spiele, daran erinnere ich mich natürlich gern. Und in der Nationalmannschaft? Das Spiel in Argentinien 1977, ein Jahr vor der Weltmeisterschaft. Wir haben 3:1 gewonnen. Ein Jahr später ist Argentinien mit der gleichen Mannschaft Weltmeister geworden. Das war auch ein Highlight. Inzwischen gibt es bei der Nationalmann- schaft Veggie Days, einige Trainer geben ihren Spielern strikte Anweisungen, was sie essen dürfen und was nicht. Was halten Sie davon? Für mich ist das zu viel. Ich hätte mir nie von einem Trainer vorschreiben lassen, was ich essen darf. Meiner Meinung nach sollte man abwechslungsreich essen, dann braucht man auch keine Zusatzmittelchen. Kommen wir zum Schluss nochmal zur anste- henden WM: Werden wir nochmal Weltmeister? Wenn man als deutscher Nationalspieler zu einem der großen Turniere fährt, geht man schon davon aus, dass man unter die letzten Vier kommt. Das würde ich auch für die jetzt anstehende WM so sehen: Mit diesem Kader unter die letzten Vier zu kommen, ist schon fast Pflicht. Danach ist mit etwas Glück alles möglich. NOCH MEHR VON BERND FRANKE GIBT’S IN UNSERER ONLINE- AUSGABE DER „FÜR MICH“. Wenn Sie wissen möchten, was Bernd Franke mit Oleh Blochin, dem ehemaligen Topstürmer von Dynamo Kiew, verbindet, welches das schönste Ereignis seiner Spieler- karriere war und wieso ein Freundschaftsspiel in Nigeria kurzfristig in ein anderes Stadion verlegt wurde, finden Sie das komplette Interview in unserer Online-Geschäftsstelle unter meine.ikk-suedwest.de. Einfach anmelden und loslesen. KEINE VORGABEN VOM TRAINER EIN INTERVIEW MIT EX-FUSSBALLPROFI BERND FRANKE Aus dem Saarland auf die große Bühne – Bernd Franke hat in seinem Sportlerleben einiges erlebt: Vize- Weltmeister 1982, Olympia-Vierter 1984, 14 Jahre in der 1. und 2. Bundesliga mit Eintracht Braun- schweig, wo er insgesamt bei 423 Spielen im Tor stand. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen als Profi gesprochen – insbesondere natürlich darüber, wie Sportler sich früher ernährt haben. Herr Franke, als Einstieg eine etwas un- gewöhnliche Frage: Wie fühlt es sich eigent- lich an, sich selbst auf einem Sammelbild zu sehen? Diese Bilder gibt es ja schon seit 1971 von mir, auf den Bildern habe ich noch lange Haare. Nicht wie heute (lacht). In einem der Sammelalben zur WM 1982 in Spanien schreiben Sie, dass Kassler Ihre Lieblingsspeise ist. Kassler mit Sauerkraut esse ich gerne, aber ob es meine Lieblingsspeise ist, weiß ich nicht. Man musste etwas angeben, da habe ich eben Kassler genommen. Ich denke aber, dass es für Spitzensportler einfach wichtig ist, sich abwechslungsreich zu ernähren und von allem etwas zu essen. Vorgaben vom Trainer oder vom Verein gab es früher nicht? Nein, das gab es nicht. Wir hatten in der Na- tionalmannschaft zwar auch einen Koch dabei, im Verein bei Braunschweig gab es das aller- dings nicht. Wurde dort auf eine besonders „sportler- gerechte“ Art der Ernährung geachtet? Abwechslungsreich, ansonsten aber normal. Früher hat man sehr auf Steaks gesetzt. Wobei es auch immer darauf ankommt: Am Wett- kampftag kann man sowieso nicht so viel es- sen. Das hat sich bei mir immer so ange- fühlt, als ob der Magen kleiner wird. Etwas drin haben muss man aber schon – mit leerem Magen spielt es sich schlecht. Wie sah die Ernährung am Wettkampftag für Sie denn in der Praxis aus? Morgens frühstücken, normalerweise ge- gen 8 Uhr. Mittags gab es Steak mit Püree und Gemüse. Von dem Steak schafft man aber aus Nervosität vielleicht nur ein Viertel. Äußerlich hat man das nicht gesehen, aber innerlich merkt man das. 8 | FÜR MICH