September 2021

„Jede Fahrt mit dem Rad ist besser, als zu Hause auf der Couch zu sitzen“

Auf dem Sattel seines Rennrads fühlt er sich wohl: Dirk Hertgen, Referent Gesundheitsförderung der IKK Südwest, bei „Rad am Ring“, einer Radsportveranstaltung auf dem Nürburgring

„Jede Fahrt mit dem Rad ist besser, als zu Hause auf der Couch zu sitzen“

Die Arbeitsklamotten abstreifen, sich auf den Sattel schwingen und in die Pedale treten. Für viele Deutsche ist das Radfahren – nicht erst seit Corona – eine beliebte Freizeitbeschäftigung. So auch für Dirk Hertgen, Referent Gesundheitsförderung der IKK Südwest und begeisterter Radsportler. für mich hat mit dem Experten über die gesundheitlichen Effekte des Radelns gesprochen. Und räumt mit einem Vorurteil auf, mit dem das E-Bike immer wieder zu kämpfen hat.

„I want to ride my bicycle“ – Diese Textzeile aus einem bekannten Song der britischen Rockband „Queen“ könnte passender nicht sein angesichts des wahren Fahrrad-Booms, den wir in der Corona-Pandemie bisher erlebt haben.

Wer sich von geschlossenen Fitnessstudios und Reisebeschränkungen nicht den Spaß verderben lassen wollte, der holte das gute alte Fahrrad wieder aus der Garage, einfach um sich draußen zu bewegen und fit zu halten oder gemeinsam mit der Familie die Gegend zu erkunden. Nicht selten wurde der alte „Drahtesel“ kurzerhand ersetzt durch ein nagelneues E-Bike. Auch „Pedelecs“ werden diese Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor genannt, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen.

Aber ist das E-Bike nicht eigentlich eine Mogelpackung, wenn es um den Fitness-Aspekt geht? Schließlich unterstützt einen ja die Kraft eines Elektromotors, um vom Fleck zu kommen. Verpufft damit nicht jeglicher Gesundheitseffekt, den man sich vom Fahrradfahren vielleicht erhofft?

Dirk Hertgen,
Referent Gesundheitsförderung
der IKK Südwest

Nicht unbedingt, wie Dirk Hertgen, Referent Gesundheitsförderung der IKK Südwest, weiß: „Jede Fahrt mit dem Rad – egal ob mit einem herkömmlichen Fahrrad oder mit elektromotorischer Unterstützung – ist besser, als zu Hause auf der Couch zu sitzen. Sie trainieren damit nicht nur Ihr Herz-Kreislauf-System und bestimmte Muskelgruppen Ihres Körpers, die Bewegung an der frischen Luft fördert zudem den Stressabbau und Ihre Konzentrationsfähigkeit.“

Egal ob konventionell oder elektrisch: Sicherheit beim Radfahren geht vor

Die Sicherheit beim Radfahren habe allerdings höchste Priorität, sagt der 47-jährige gebürtige Trierer, der selbst gerne in der Eifel und an der Mosel mit dem Rennrad unterwegs ist, für seinen sportlichen Genuss aber auch schon mal eine Reise nach Mallorca oder in die österreichischen Alpen auf sich nimmt. „Wichtig sind ein qualitativ gutes Fahrrad, ein Helm und praktische Erfahrung mit Ihrem Rad, um sicher durch den Verkehr zu kommen.“

Wer überlegt, sich ein neues Fahrrad zu kaufen, und sich nicht sicher ist, ob ein E-Bike oder ein herkömmliches Rad die bessere Wahl ist, sollte einige Punkte bedenken, so der Experte: „Je nach Region hilft das E-Bike, Steigungen zu überwinden, die mit einem konventionellen Rad nur mit viel Training fahrbar sind. Radtouren können somit flexibler geplant werden, da Sie dabei nicht so sehr auf das Profil achten müssen. Außerdem sind gemeinsame Touren, zum Beispiel mit Freunden oder der Familie, ungeachtet etwaiger Leistungsunterschiede problemlos machbar.“

Radeln trotz Handicap: Das E-Bike macht’s möglich

Nicht zuletzt eigne sich ein E-Bike eher für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. „Wer gesundheitliche Probleme hat, die das Radfahren in seiner ursprünglichen Form erschweren oder gar unmöglich machen, für den eignet sich ein E-Bike. Damit muss man trotz der Einschränkungen nicht auf körperliche Belastungen verzichten, die der eigenen Gesundheit förderlich sind.“

Für all diejenigen, die körperlich fit sind und weniger mit anderen zusammen fahren, empfehle sich ein konventionelles Fahrrad – und natürlich regelmäßiges Training.

Aber wie viel Fahrradfahren ist eigentlich gesund? Wie oft und wie lange sollte ich dafür fahren?

„Für einen gesundheitlichen Nutzen sollten Sie mindestens zweimal die Woche, jeweils 30 bis 45 Minuten fahren“, so der Gesundheitsexperte der IKK Südwest. „Entscheidend ist übrigens nicht immer, wie lange Sie fahren, sondern die Kombination aus Dauer und Intensität. Der Spaß steht dabei ganz klar im Vordergrund.“