September 2024

„Von nichts kommt nichts”

„Von nichts kommt nichts”

Malaika Mihambo: Der Umgang mit Ängsten und Niederlagen gehört ebenso zum Sport wie das Gewinnen. In meinen Augen ist der größte Fehler überhaupt, bloß keinen Fehler machen zu wollen. Nobody is perfect! Aus Fehlern kann man lernen, an Niederlagen wächst man.

Die Vielfältigkeit der einzelnen Disziplinen. Hochsprung, Hürdenlauf, Speerwerfen – man kann sich nach Lust und Laune ausprobieren. Obendrein finde ich es spannend, mich mit mir selbst zu messen, eigene Rekorde zu brechen – ganz objektiv, in Sekunden oder Metern.

Beides ist wichtig. Klar, als Kind hatte ich bereits Talent, das war nicht zu übersehen. Aber von nichts kommt nichts. Fleiß und Disziplin sind das A und O. Selbst in der Jugend versäumte ich kaum ein Training, nicht mal am Wochenende. Natürlich habe ich auch Freunde getroffen und gefeiert, aber ich konnte auch ohne Alkohol ausgelassen tanzen und Spaß haben.

Ich ernähre mich seit meiner Kindheit vegetarisch, verzichte auf Fleisch, Fisch und reduziere den Konsum von Milchprodukten. Mein persönliches Power-Food ist Gemüse mit seinen Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien. Morgens gibt es meist Hirsebrei mit Reismilch, dazu zwei Esslöffel gesundes Leinöl sowie Nüsse und Beeren. Mittags bereite ich mir meist leckere Linsen oder Eintöpfe zu und ergänze diese mit veganen Proteinquellen.

Schade eigentlich. Dabei haben wir doch nur diesen einen Körper. Umso wichtiger ist es, auf ihn zu achten und pfleglich mit ihm umzugehen. Auf die körperlichen und mentalen Grenzen schauen.

Jeder von uns trägt seinen Rucksack mit sich. Bei meiner persönlichen Entwicklung ging es im Wesentlichen darum, mich von meinem zu befreien.

Viele Menschen tun Meditation als esoterischen Hokuspokus ab oder haben das Gefühl, nicht meditieren zu können. Zu Unrecht. Meditieren kann jeder, und längst hat die Wissenschaft die gesundheitlichen Auswirkungen von Meditation nachgewiesen, etwa auf das Gehirn, auf unser Immunsystem, den Blutdruck oder auch den Cholesterinspiegel.

Wenn ich meditiere, kann ich mich ganz auf mich selbst fokussieren, dann bin ich mein eigener Anker. Für mich sind Meditationen eine wunderbare Möglichkeit, mich selbst besser kennenzulernen, Sorgen und Ängste anzuschauen und dann loszulassen. Heute akzeptiere ich mich, mit all meinen Schwächen und Stärken – das hilft mir auch im Training weiter.

Natürlich waren das sehr schmerzliche Erfahrungen. Es gab nicht das eine schlimme Erlebnis, sondern es ist die Summe der Mikroaggressionen, die sich tief in die Seele eingraben. Genau das ist ja das Schlimme daran. Rassismus hält die Menschen klein.

Ja, aber zum Glück sehr selten. Unabhängig von meinen persönlichen Erfahrungen ist es aber ein Thema, das leider wieder präsenter wird. Vorurteile und verbale Aggressionen schaffen ein toxisches Klima. Das dürfen wir als offene, liberale Gesellschaft nicht zulassen, sondern sollten uns demonstrativ für ein respektvolles Miteinander starkmachen.

Malaika Mihambo. Deutschlands erfolgreichste Leichtathletin wurde 2019 und 2022 Weitsprung-Weltmeisterin und holte 2021 in Tokio Olympia-Gold, bei den gerade beendeten Spielen in Paris kam eine Silbermedaille hinzu. Die Top-Athletin – persönliche Bestmarke 7,30 Meter – hat den Verein „Malaikas Herzsprung“ gegründet, mit dem sie Kinder im Grundschulalter fördert. Ihre Biografie „Spring dich frei – Mein Weg zu Achtsamkeit und innerer Stärke“ ist im Edition Michael Fischer Verlag erschienen.