
Die Aussicht auf ein Leben
Wir erzählen Ihnen heute eine Geschichte. Über plötzlichen Herztod. Darüber, sauer auf sein eigenes Herz zu sein. Und über ein Wunder. Es ist eine Geschichte über eine Organspende.
Stellen Sie sich vor, Sie sind 23. Ihr Studium biegt auf die Zielgerade ein, Bewerbungen stehen an. Sport ist ein bedeutender Teil Ihres Lebens, regelmäßig sind Sie im Fitnessstudio. Sie sind jung, aktiv, unbekümmert.
Dann fallen Sie im Fitnessstudio vom Fahrrad. Herzrhythmusstörungen, plötzlicher Herztod. Der erste von zwei. Sie überleben, weil zufällig zwei Medizinstudenten, ein Polizist und ein Rettungssanitäter im Fitnessstudio sind und Sie reanimieren. 45 Minuten lang.
Wenig später sind Sie immer noch 23, aber alles hat sich verändert. Sie waren klinisch tot. Und im künstlichen Koma. Ein implantierter Defibrillator soll dafür sorgen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert. Er sorgt aber auch dafür, dass Sie zu 50 Prozent schwerbehindert sind.
Fünf Jahre Kampf
Im Ibiza-Urlaub einige Monate später folgt dem ersten ein zweiter plötzlicher Herztod. Der eigentlich nicht hätte passieren dürfen, denn Sie haben ja einen Defibrillator. Der reagiert zwar – was unglaublich schmerzhaft ist, denn Sie sind bei Bewusstsein –, er kann die zweite Reanimation aber nicht verhindern.
Die nächsten Jahre sind geprägt von unzähligen Kardiologen und Therapien. Und Angst. Wenn Sie allein daheim sind und Herzrhythmusstörungen haben, lassen Sie die Terrassentür offen, damit die Notfallsanitäter Sie im Fall der Fälle erreichen können. Das wird nie Realität, aber bleibt ein Albtraum. Manchmal sind Sie sauer auf Ihr Herz, weil es Ihnen eine so große Last aufbürdet.
Nach fünf Jahren findet der x-te Kardiologe heraus, dass Sie unter einer genetischen Veränderung leiden, die das Herz vernarben und so Herzrhythmusstörungen entstehen lässt. Unheilbar nennt er das. Damit haben Sie nun die Gewissheit, dass die Therapien der letzten Jahre nicht funktionieren konnten.
So schlimm diese Diagnose auch ist, auf eine bestimmte Art und Weise fällt Ihnen ein Stein vom Herzen. Denn nun steht fest: Sie können nichts dafür. Sie tragen keine Schuld.
Die einzige Option
Es wird klar: Ein Spenderherz ist Ihre einzige Option. Eine beängstigende Entscheidung. Aber nach den letzten Jahren auch eine, die ein anderes Leben in Aussicht stellt. In dem es nicht nur ums Überleben geht.
Sie schaffen es auf die Hochdringlichkeitsliste und haben unglaubliches Glück. Denn während meist eine Wartezeit von vier bis sechs Monaten ansteht, warten Sie nur 33 Tage. Der Grund: Ihre seltene Blutgruppe. Dafür gibt es zwar viel weniger Spender, aber auch viel weniger Wartende.
Der Tag, an dem eine Ärztin Ihnen Bescheid gibt, ist ein Sonntag. Nachts um 0:30 kommt sie in Ihr Zimmer im Krankenhaus. Mit einem AirPod im Ohr – Sie sind eigentlich am Telefonieren – hören Sie den Satz: „Es geht jetzt los, Ihr neues Herz ist da.“
Ihre Gefühle überschlagen sich. Pure Angst macht sich breit, denn es wird ernst. Tiefe Trauer, denn ein anderer Mensch ist gestorben. Ein schlechtes Gewissen, denn Sie waren schneller dran als Ihre Zimmernachbarin.
Ein anderes Herz
Eine Woche dauert es, bis es Ihnen nach der OP etwas besser geht, bis Schläuche und Kabel weichen. Das neue Herz schlägt. Es fühlt sich anders an. Langsamer. Und regelmäßiger. Als Sie nachts wachliegen, lauschen Sie dem rhythmischen Ton des EKG. Sie hätten nie gedacht, wie tief ergriffen sie von einem monotonen Piepen sein können.
Vier Jahre ist das inzwischen her. Manchmal reden Sie mit Ihrer Spenderin – Sie wissen aus einem Brief, dass Sie das Herz einer Frau in der Brust tragen – und erzählen ihr, dass Sie alles, was Sie erleben, für sie beide erleben.
Sie wissen, dass Sie ein riesengroßes Geschenk erhalten haben. Ein Wunder. Für das es kein Danke gibt, das groß genug sein kann. Ein Geschenk, das Ihnen Träume ermöglicht. Eine Reise nach Afrika. Wakeboarden. Aber vor allem die Aussicht auf ein normales, glückliches Leben.
Zurück in der Realität
Wie Sie sich sicher denken können, ist das nicht irgendeine Geschichte. Es ist die Geschichte von Tamara Schwab, die inzwischen mit einem neuen Herzen lebt und die IKK Südwest bei ihren Organspendetagen unterstützt. Wie in einem Hollywood-Film schließt sie mit einem Happy End.
Leider sieht die Realität oft anders aus: Mehr als 8.500 Menschen warten aktuell in Deutschland auf ein Spenderorgan. Von denen es hierzulande zu wenige gibt. Immer noch. Das liegt nicht zuletzt an der Entscheidungslösung, die Menschen erst zu Organspendern macht, wenn sie dem aktiv zustimmen. Viele andere Länder vertrauen auf eine Widerspruchslösung. Deshalb unsere Bitte: Treffen Sie Ihre Entscheidung und halten Sie diese in einem Organspendeausweis fest.


Seit Jahren macht sich die IKK Südwest für das Thema Organspende stark. Mit ihren Organspendetagen klärt sie an Schulen auf, mit Aktionen wie den Halbzeit-Shows bei den Spielen des 1. FC Kaiserslautern, dem Devil of the Day, sorgt sie für mediale Aufmerksamkeit. Immer mit dem Ziel, mehr Menschen zu erreichen und zu informieren.