Bereit für mehr Gelassenheit?
Kreisende Gedanken, Spannungszustände, die Sehnsucht nach Ruhe – Anzeichen für psychische Belastungen können ganz unterschiedlich aussehen. Mit unseren Tipps helfen wir Ihnen, sie zu erkennen und damit umzugehen.
Psychische Belastungen breiten sich in den letzten Jahren immer weiter aus. Die Gründe sind vielfältig: Der Wandel der Arbeitswelt und die schwierig zu erreichende Balance zwischen Familie und Beruf sind genauso ein Faktor wie die gesellschaftlichen Krisen der letzten Jahre. Unabhängig davon, ob die Belastungen aus dem Arbeitsleben oder dem privaten Alltag heraus entstehen – für Betroffene stellen sie eine große Herausforderung dar.
Damit es so weit gar nicht erst kommt, haben wir bei M. Sc. Psychologin Carmen Stupp vom Eichenberg Institut nachgefragt. Sie hat mögliche Anzeichen für psychische Belastungen zusammengefasst und gibt Tipps, wie man damit umgehen kann.
M. Sc. Psychologin Carmen Stupp,
Eichenberg Institut
1. Die einsame Insel
Der Wunsch nach der einsamen Insel ist oft die Sehnsucht danach, zur Ruhe zu kommen. Diese Anzeichen sind häufig gepaart mit nach außen gerichteter Gereiztheit und Schlafstörungen.
IKK-Tipps
- Bauen Sie bewusste Genussmomente in den Tag ein. Ganz wichtig dabei: Zeit und Raum bereits im Vorfeld einplanen. Zum Beispiel das Lieblingsgericht ganz in Ruhe und bewusst genießen.
- Führen Sie regelmäßig Dankbarkeitsübungen durch, bei denen Sie kleine oder große Dinge notieren, für die Sie dankbar sind.
- Sorgen Sie für eine Umgebung, in der guter Schlaf einfach wird – Stichwort Schlafhygiene. Etablieren Sie beispielsweise abendliche Routinen oder verbannen Sie das Handy aus dem Schlafzimmer.
2. Zu viel oder zu wenig
Überlastung oder Mangel, das zeigt sich in Gedanken wie „Mir ist alles zu viel.“ oder „Mir fehlt etwas Wichtiges.“ Auch sie können auf eine psychische Belastung hindeuten.
IKK-Tipps
- Schritt 1: Nehmen Sie sich bewusst Zeit, um zu entspannen und die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten. Schauen Sie in sich hinein und fragen Sie sich: Worin besteht mein Zuviel? Woran mangelt es mir?
- Schritt 2: Überlegen Sie sich, wie Sie die zu große Belastung abmildern oder den Mangel beheben können. Werden Sie aktiv, indem Sie festlegen, was Sie benötigen, um Herausforderungen zu meistern. Und entscheiden Sie, welche Aufgaben und Verantwortung Sie an andere abgeben können.
3. Ständig unter Strom
Spannungszustände – übrigens nicht nur im Kopf, sondern auch in unseren Muskeln – sind weitere Hinweise für psychische Belastungen. Aber auch Nervosität und Herzrasen bis hin zu Angstzuständen, eine gefühlte Überforderung oder ein Mangel an Selbstvertrauen zählen hierzu.
IKK-Tipps
- Hier können Atemübungen helfen. Ein Beispiel: Durch die Nase einatmen, kurz den Atem anhalten, dann kräftig und so lange wie möglich durch den geöffneten Mund ausatmen.
- Klopfen Sie sich selbst mit einem kleinen Protokoll auf die Schulter. Notieren Sie dazu drei Dinge, die Sie geschafft haben und auf die Sie stolz sind.
- Wenn Sie öfter unter den genannten Anzeichen leiden, ist es eine gute Idee, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson zu erlernen – dazu gibt es eine Vielzahl an Kursen und Seminaren. Eine Beispielübung: Spannen Sie eine Muskelgruppe an, halten Sie diese etwa zehn Sekunden, dann mit dem nächsten Ausatmen die Spannung lösen und die Entspannung spüren.
4. Das Gedankenkarussell
Fast jeder kennt die Gedanken, die sich wie ein Karussell immer wieder im Kreis drehen und einfach nicht zum Stillstand kommen. Eine besondere Form hiervon sind kreisende Zukunftsängste.
IKK-Tipps
- Richten Sie einen Ort für Ihre Sorgen ein, etwa einen Stuhl oder eine Bank. Legen Sie eine Zeit fest, zu der Sie dort etwa eine halbe Stunde lang alle belastenden Gedanken notieren. Auch wenn Sie nach dieser Zeit keine Lösungen gefunden haben, können Ihre Gedanken so zur Ruhe kommen.
- Schauen Sie wertfrei auf Ihre Gedanken, als seien sie gewöhnliche Gegenstände. Machen Sie sich klar, dass Sie zwar diese Gedanken haben, Sie aber nicht diese Gedanken sind. Und versuchen Sie dann, sie objektiv zu hinterfragen: Ist es überhaupt wahrscheinlich, dass diese schlimmen Gedanken eintreten? Was wird denn viel wahrscheinlicher passieren? Und was kann ich tun, um ein gutes Ergebnis zu erreichen?
5. Weder Lust noch Ziel
Gedämpfte Stimmung, Trägheit und mangelnder Antrieb können Anzeichen für psychische Belastungen darstellen, ebenso wie Ziel- oder Lustlosigkeit.
IKK-Tipps
- Auch wenn es schwerfällt: Mehr bewegen. Je geringer die Hemmschwelle zur Umsetzung, desto besser. Schon ein einfacher Spaziergang kann wirklich weiterhelfen.
- Treffen Sie sich mit Familie oder Freunden. Soziale Kontakte sind eine der besten Möglichkeiten, um diesen Belastungen entgegenzuwirken.
Bei längerem Fortbestehen: Ärztliche Hilfe suchen
Unsere Tipps können Ihnen helfen, psychische Belastungen mit einfach umzusetzenden Maßnahmen anzugehen. Wenn Sie aber merken, dass die Belastungen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und vielleicht sogar schlimmer werden, sollten Sie unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Gehen Sie beispielsweise auf Ihren Hausarzt zu – mit ihm können Sie die Situation in aller Ruhe besprechen und, wenn notwendig, eine entsprechende Behandlung beginnen.