September 2021

„Wer wahre Stärke beweisen will, der achtet auf seine Gesundheit!“

„Wer wahre Stärke beweisen will, der achtet auf seine Gesundheit!“

Kumpeltyp und Kraftpaket, Hollywood-Held und Herzensmensch. Ralf Moeller ist ein Mann mit vielen Facetten. Authentisch. Sympathisch. Charismatisch. Und selbst mit 62 Lebensjahren noch topfit. für mich sprach mit dem ehemaligen Mister Universum über seine Karriere als Schauspieler, tägliches Training und einen gesunden Lebensstil.

Herr Moeller, wenn jemand im Leben was erreicht hat, dann Sie. Vom Bademeister in Recklinghausen zum Mister Universum. Dann Hollywood-Star an der Seite von Brad Pitt, Angelina Jolie, Russel Crowe, Bruce Willis, Jean- Claude van Damme. Haben Sie einfach nur Glück gehabt?

Ralf Moeller: Glück gehört natürlich auch dazu. Aber vor allem darf man nicht zu viel zögern und grübeln. Kurz gesagt: Erstmal machen! Wer immer bloß Bedenken hegt und sich Ausreden zurechtlegt, etwas nicht zu tun, der kommt im Leben nie vom Fleck. Wenn du was erreichen willst, dann musst du richtig Bock drauf haben und konsequent darauf hinarbeiten. Also: Hör nicht auf die, die dir deine Träume ausreden wollen, sondern glaub an dich! Trau dich!

Heißt deswegen auch Ihr neues Buch „Erstma’ machen“?

„Erstma’ machen“ – das ist so ein geflügeltes Wort bei uns im Ruhrgebiet. Soll heißen: Nicht so viel quatschen, sondern die Ärmel hochkrempeln. Nicht warten, sondern starten. Denn nicht an deinen Worten, sondern an deinen Taten wirst du gemessen.

Dazu muss man sich aber erst mal überwinden …

Natürlich musst du dafür deinen Allerwertesten hochbekommen – und deinen Plan durchziehen. Folge deinem Instinkt. Selbst auf die Gefahr hin, dass du dabei auch mal auf die Schnauze fällst. Denn auch Hinfallen ist ein Schritt nach vorn. Und zu stolpern ist immer noch besser, als nichts zu machen. Im Leben wird dir halt nicht immer alles frei Haus geliefert. Du musst schon selbst die Tür aufstoßen, durch die du gehen willst.

Wie in Ihrem Fall die Tür von Menahem Golan, seinerzeit der erfolgreichste Actionfilm-Produzent in Hollywood …

Exakt! Golan war Drehbuchautor, Regisseur, Produzent, drehte damals bis zu 40 Filme pro Jahr, hauptsächlich Actionstreifen mit Sylvester Stallone, Chuck Norris, Charles Bronson und Jean-Claude van Damme. Kurzum: Golan war ein Mogul in seinem Metier, eine lebende Legende im Filmbusiness. Natürlich hat so ein erfolgreicher Studioboss damals nicht darauf gewartet, dass ein deutscher Mister Universum aus Recklinghausen bei ihm anklopft. Dennoch bin ich nach einem zwölfstündigen Flug auf gut Glück in Golans Büro in Los Angeles marschiert, nur um ihn in einem Fünf-Minuten-Gespräch davon zu überzeugen, dass ich unbedingt eine Rolle in einem seiner nächsten Streifen übernehmen will.

Und? Hat’s geklappt?

Ja. Ich bekam meine erste Rolle. Danach wurden auch andere Produzenten und Regisseure auf mich aufmerksam. So erhielt ich Rollen in „Cyborg“, dann in „Universal Soldier“, „The Viking Sagas“, „Batman & Robin“. Ein toller Erfolg war auch die Fernseh-Fantasy-Serie „Conan, der Abenteurer“. Das war die erste US-Serie überhaupt, in der ein Deutscher die Hauptrolle spielte.

Haben Sie denn gar keine Angst vor Rückschlägen?

Natürlich läuft nicht alles rund im Leben. Auch bei mir nicht. Aber ich bin grundsätzlich ein zuversichtlicher, positiver Mensch. Und vertraue meiner mentalen Stärke. Rückschläge verbuche ich einfach als Erfahrung und mach dann schnell einen Haken dran. Negative Energien wie Neid oder Rache sind mir fremd. Ich glaube lieber an das Gute im Menschen. Und denke nicht nur an mich. Daher engagiere ich mich auch in mehreren Charity-Projekten. Gerade junge Leute sollen eine Chance bekommen, ihre Potenziale zu entfalten. 

Sie sind mittlerweile 62 Jahre – und noch immer top in Form. Wie wichtig ist Sport in Ihrem Leben?

Sport ist mein Lebenselixier. Ich bin täglich im Gym, mache vier bis fünf Stunden Kraftsport.

Sie wurden innerhalb weniger Jahre zum stärksten Mann der Welt, zum Mister Universum. Verraten Sie uns Ihr Trainingskonzept?

Disziplin ist wichtig. Du musst lernen dranzubleiben. Und du solltest bereit sein, an deine Schmerzgrenze zu gehen – und darüber hinaus! Die meisten Leute im Gym zählen ja jede Wiederholung und brechen ab, sobald die Muskeln anfangen zu brennen. Wenn du wirklich was erreichen willst, dann beginne erst zu zählen, wenn’s anfängt wehzutun.

Hält der Sport Sie jung?

Aber klar doch! Bei mir ist immer noch alles dort, wo es hingehört. Abgesehen von drei grauen Härchen auf meinem Kopf fühle ich mich nicht nur jünger, sondern bin es offensichtlich auch. Neulich hat mich ein Doc komplett durchgecheckt, auf Flexibilität, Kraft, Ausdauer – das ganze Programm. Ergebnis: Mein biologisches Alter ist gerade mal 42!

Ist Hanteltraining Ihr einziger Sport?

Nein, natürlich nicht. Als Jugendlicher war ich zunächst recht erfolgreich im Schwimmen. Später kam auch Boxen hinzu. Ich kann mich auch für Tennis, Golfen und Reiten begeistern. Mein Credo: Hauptsache, Bewegung! Und runter vom Sofa. 

Wie finde ich den Sport, der zu mir passt?

Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Jeder Sport kann der richtige sein. Dazu muss man auch nicht unbedingt fünfmal die Woche ins Fitnessstudio rennen. Geht einfach raus in die Natur, macht Liegestütze, fahrt Fahrrad. Alles ist besser, als zu Hause rumzuhocken.

Wie wichtig ist Ernährung?

Essen ist elementar für deine Gesundheit, dein Wohlbefinden. Viele von uns essen zu viel, zu süß, zu fett, zu salzig. Man sollte nicht immer sofort die Schokocreme aufs Brötchen schmieren und so viel Wurst und Käse essen. Deswegen mache ich auch bewusst keine Werbung für Fast Food, Süßigkeiten oder Alkohol.

Aber in jungen Jahren haben Sie Werbung für eine bekannte Steakhouse-Kette gemacht. Heute leben Sie nahezu vegan. Wieso?

Je älter du wirst, desto wichtiger ist die Ernährung. Ich habe über 40 Jahre lang gerne Fleisch gegessen. Aber irgendwann habe ich für mich erkannt: Obst und Gemüse sind besser als Schweineschnitzel. Der Fleischkonsum birgt auch gesundheitliche Risiken. Ganz abgesehen davon tun mir die Tiere leid.

Wie sieht denn Ihr Speiseplan aus?

Ich meide rotes Fleisch komplett, esse mindestens zu 80 Prozent vegan. Nur ab und zu kommen Fisch oder Shrimps auf den Teller. Ansonsten greife ich lieber zu leckeren Gerichten aus Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Reis, Tofu, Salaten, Obst. Es gibt unglaublich viele kreative, leckere Gerichte auf Gemüsebasis. Selbst Veggieburger schmecken mittlerweile richtig lecker.

Aber von jetzt auf gleich die Ernährung umstellen – das ist ein großer Schritt.

Bei mir war das auch ein längerer Prozess. Am besten, Sie fangen erstmal mit einem Tag in der Woche an, an dem Sie sich vegan ernähren. Sie werden merken, dass Sie sich dadurch wohler und gesünder fühlen. Bei mir hatten sich auch innerhalb kürzester Zeit alle Blutwerte enorm gebessert. Die Energie werden Sie auch spüren, wenn Sie es mal ausprobieren. Gesundes Essen ist allemal besser, als irgendwelche Medikamente zu schlucken. 

Was halten Sie von Diäten?

Die sind meist kontraproduktiv wegen des Jo-Jo-Effekts. Danach essen die Leute oft das Dreifache. Aber ich will niemanden belehren. Jeder muss das für sich entscheiden.  

Ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung gehören zu einer effektiven Gesundheitsvorsorge dazu. Wir wissen heute: Die Weichen für ein langes gesundes Leben werden bereits in jungen Jahren gestellt …

So ist es! Wer wahre Stärke beweisen will, der achtet auf seine Gesundheit! Was nützt dir irgendwann alles Geld der Welt, wenn du krank und gebrechlich bist? Investiert lieber in eure Fitness. Das ist die beste Vorsorge. Damit steht und fällt eure Lebensqualität – gerade im Alter!

Dennoch frönen Sie einem Laster, dem Zigarrerauchen … 

Ja, die Cohiba ist aber nur ein gelegentlicher Genuss rein zur Entspannung. Keine Sucht. Ich würde zum Beispiel nie eine Zigarette anrühren. 

Corona beherrscht seit mehr als einem Jahr unseren Lebensalltag. Neulich hat es auch Sie erwischt. Sind Sie wieder fit und munter? 

Ja, zum Glück hatte ich kaum Symptome. Kein Fieber, nur leichtes Halsweh, mehr nicht. Das habe ich womöglich meinem starken Immunsystem zu verdanken. Umso wichtiger ist es, sich auch während der Pandemie fit zu halten und, wenn möglich, sich impfen zu lassen.

In den vergangenen Monaten waren Sie ja vorwiegend in Recklinghausen. Vermissen Sie die USA, wenn Sie in Deutschland sind?

Ich bin ja auf zwei Kontinenten zu Hause – in den USA und in Deutschland. Daher besitze ich auch zwei Pässe. Natürlich ist Recklinghausen meine Heimat. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Hier leben meine Eltern. Dennoch vermisse ich dann zuweilen auch das sonnige Kalifornien. Meine Familie. Meine Freunde. 

Sie gelten als „Best Buddy“ von Arnold Schwarzenegger. Welchen Stellenwert hat Freundschaft in Ihrem Leben? 

Arnie und ich kennen uns schon seit 38 Jahren. Anfangs haben wir gemeinsam trainiert. Er hat mir viele wertvolle Tipps gegeben. Im nächsten Jahr kommt übrigens ein gemeinsamer Film mit uns in die Kinos. 

Herr Moeller, ganz herzlichen Dank für unser Gespräch.

Ralf Moeller:

Vom Ruhrpott-Bademeister zum Hollywood-Helden

Ralf Moeller wird seit seinem Bodybuilding-Weltmeistertitel im Jahr 1986 in einem Atemzug mit Arnold Schwarzenegger genannt. Mit dem Film „Gladiator“ wurde er für eine ganze Generation zum Idol und ist doch immer ein bodenständiger Junge aus dem Ruhrpott geblieben. Der heute 62-jährige Recklinghausener steht in Hollywood vor der Kamera, engagiert sich für Jugendliche an Brennpunktschulen, trainierte mit Bundeswehrsoldaten in Afghanistan und tritt regelmäßig als Speaker und Markenbotschafter auf. In seinem aktuellen Buch „Erstma’ machen“ (GU-Verlag, 192 Seiten, 16,99 Euro) erzählt er authentisch und anekdotenreich, wie man sich selbst treu bleibt und dennoch über sich hinauswachsen kann.